Mittwoch, 21. September 2022

Rezension: Drei Weihnachtswunder für Lena Engel von Ulrike Herwig



Titel: Drei Weihnachtswunder für Lena Engel
Von: Ulrike Herwig
Erschienen im dtv Verlag
Format: E-Book, 254 Seiten (Print)
Erhältlich überall im Buchhandel
Erscheinungsdatum 21.09.2022
Preis: 15,-€ / 12,99€


Inhaltsangabe

Von Zimtzicken und Zauberfeen: ein modernes Weihnachtsmärchen

Lena Engel arbeitet in der IT-Branche und ist ein Workaholic. Freizeit, Freunde, Familie – keine Zeit. Und dann dieses lästige Weihnachtsfest! Muss das sein? Lieber durcharbeiten! Ihre Eltern und selbst ihr Freund haben längst resigniert. Da geschieht etwas Ungewöhnliches: Während eines Online-Meetings erscheint wie von Zauberhand ihre frühere beste Freundin und erinnert Lena an ihre Freundschaft und daran, dass sie sich längst mal melden wollte. Jetzt sei es leider zu spät. Lena erschrickt zutiefst. Durch zwei weitere magische Begegnungen werden ihr schließlich Augen und Herz geöffnet und sie erkennt, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Wird Weihnachten für Lena und ihre neuen Freunde in letzter Minute doch noch ein Fest?


Rezension

Lena Engel ist ein Workaholic, mit Anfang dreißig ist sie karriereorientiert und arbeitet auf eine Beförderung hin. Ihr Freund Berat, der im gleichen Unternehmen arbeitet, bittet sie mit ihm über Weihnachten zu seiner Familie in Anatolien zu fliegen. Der Gedanke an die vielen Menschen und keine Rückzugsmöglichkeit zu haben, lässt sie ihre Lieblingsausrede wählen: Sie muss arbeiten!
Lena ist genervt von ihren Eltern, die nicht technikbewandert sind und etwas antiquiert wirken, ebenso genervt ist sie von ihren Mitarbeitern in den Zoom Meetings, den real  anwesenden Kollegen, der Tatsache, dass ihr Lieblingsitaliener geschlossen hat u d sie deswegen unter Menschen muss um einzukaufen. Der Weihnachtsmarkt mit seinen Geräuschen und Dürfen nervt, die Nachbarn nerven, die Kinder aus der Wohnung nebenan nerven. Auch die Weihnachtspost nervt, immerhin hat ihre Jugendfreundin Maxi aufgegeben und zu schreiben. Sie ist ein weiblicher Scrooge und will auch nicht zur Abteilungsweihnachtsfeier ihres Freundes.
Mitten in einem Zoom Meeting flimmert der  Bildschirm und Lena wundert sich, warum der Kollege das Haus ihrer Großmutter im Hintergrund hat, bis plötzlich Maxi auf dem Monitor erscheint und Lena an die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens erinnert. Nur dass Lena nicht vier Besucher bekommt, sondern drei. Maxi ist als Geist der vergangenen Weihnacht da und nimmt Lena online mit auf eine Reise in die gemeinsame Vergangenheit. Längst vergessene oder verdrängte Erinnerungen kommen zurück, schöne und auch schmerzhafte. Nach diesem surrealen Erlebnis googelt, Lena Maxi und stellt fest, dass sie drei Monate zuvor in Griechenland ertrunken ist. Tief erschüttert verlässt Lena ihre Wohnung und trifft auf die kleine Isabell von nebenan und erfährt, dass ihr Vater viel arbeitet und seine Lebensgefährtin sie und ihren Bruder schlecht behandelt.
Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht kündigt sich per E-Mail an und nennt sich Partymaus. Sie zeigt Lena wie toll die Abteilungsweihnachtsfeier ist, eine Kollegin die sie eigentlich verachtet verteidigt sie gegen andere, als klar wird, dass die angestrebte Beförderung ein anderer Kollege erhält. Ihr Freund unterhält sich mit einer ebenfalls wenig wertgeschätzten Kollegin und öffnet ihr sein Herz darüber, dass Lena nicht so ist, wie er dachte und es erweckt den Anschein, dass am nächsten Tag, also am Heiligen Abend, mit ihr Schluss machen will.  Lena beendet das Zoom Meeting mit Partymaus und geht erneut raus, zu Jussuf, dem Dönermann ihres Vertrauens. Auf dem Rückweg entdeckt sie einen ausgesetzten, frierenden Hund, den sie nach anfänglichen Zweifeln mitnimmt. Mittendrin bekommt sie die Nachricht, dass der Geist der zukünftigen Weihnacht sie um 22 Uhr auf Zoom erwartet. Sie nutzt die letzte Viertelstunde und gibt den kleinen Hund bei einem älteren Nachbarn ab, der entgegen allen Gerüchten nett ist und noch dazu den besten Stollen bäckt. 
Der letzte Geist nimmt Lena mit in ihren Heimatort, dort soll ihr Elternhaus verkauft werden. Der potentielle Käufer mokiert sich über die Einrichtung, die Deckenhöhe, dass der Weihnachtsbaum steht und Geschenke drunter liegen, dass das Kinderzimmer nicht verändert wurde und dass er das hässliche Gebäude abreissen will um einen mehrstöckigen Bürokomplex zu errichten, damit auch andere Senioren in der Straße ihre Häuser verkaufen wollen. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass Lena Eltern im Skiurlaub vor Weihnachten einen tödlichen Unfall im Reisebus erlitten haben und die Geschenke unter dem Baum liegen, falls die Tochter doch einmal zu Weihnachten heimkommt.

Mehr möchte ich über Inhalt nicht verraten, denn sonst wird zu viel gespoilert und das würde dem herrlichen Buch den Zauber rauben.

Was für ein schöner Roman, ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Ich habe ein Faible für Verfilmungen und Romane im Stil von Dickens Weihnachtsgeschichte, darum ging kein Weg an dem Buch vorbei. Das Cover leuchtet in der Printausgabe in einem weihnachtlichen Rot, verziert mit schneebedeckten Tannenzweigen und einer Christbaumkugel mit einem wunderschönen Motiv. Es fällt sofort ins Auge.
Ulrike Herwig hat mich gleich auf der ersten Seite abgeholt, das könnte daran liegen, dass ich mich teilweise mit Lena identifizieren kann, ich mag auch nicht alle Menschen und bin schnell genervt. Die Schriftstellerin versteht es, ihren Hauptprotagonisten unsympathisch und trotzdem liebenswert zu gestalten. Ich konnte mir jeden einzelnen Charakter in dem Roman vorstellen und habe mich dazugehörig gefühlt. Der Schreibstil ist warm, unangestrengt und flüssig zu lesen. Es ist eines dieser Bücher, wo man wissen will sie die Geschichte endet, aber nicht, dass das Buch endet. Mit einem wohligen Weihnachtsgefühl im September vergebe ich

Fünf von Fünf Sternen 🌟🌟🌟🌟🌟 und drei Weihnachtsgeister 👻👻👻

 und erteile eine absolute Kaufempfehlung. Noch ein kleiner Tipp: haltet Taschentücher bereit.

Vielen Dank an den dtv Verlag und Netgalley Deutschland für das kostenlose Bereitstellen des Rezensionsexemplares. 

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