Montag, 13. Dezember 2010

Die letzten Tage...OP-Intensiv-Station 14

Am Abend des 08.12. brachte mir Schwester Augustina eine Schlaftablette. „Augustina“ ich gebe zu mein erstes Bild bei dem Namen war eine zickige dürre nonnenartige Schwester mit einem strengen grauen Dutt auf dem Hinterkopf, tatsächlich aber strahlte mich eine unglaublich schöne dunkelhäutige Schwester an. Eine Person, die mit ihrem Eintritt einen ganzen Raum erhellen kann.


Ich habe in dieser Nacht ziemlich gut geschlafen und wurde um kurz vor 6 von einem Zivi aus dem Bett geworfen, naja…geweckt. Ich habe geduscht, Zähne geputzt, die heißen halterlosen Thrombosestrümpfe über meine Beine gequetscht und dass sexy Flügelhemd angezogen. Das war tatsächlich derart XXL, dass ich 2x reingepasst hätte und das will was heißen. Um kurz vor halb7 war ich fertig, das Enthaaren hatte ich ja schon zu Hause erledigt, hatte meine Intensiv Tasche mit allem bestückt, was ich gerne wollte und den Rest zusammengestellt, sodass ich mich beruhigt in mein Bett verkriechen konnte, die LMAA Tablette nehmen und noch Frühstücks TV gucken konnte, bis mein OP Taxi ankam.

Um Kurz nach 7 wurde ich dann in den OP Bereich hinuntergefahren, nach weiteren 20 Minuten wurde ich in direkt in den OP gebracht, wurde gelagert, befestigt und eingeschläfert, sagen wir narkotisiert. Mein Tag ging dann Bruchstückhaft ab 14.00 Uhr weiter, ich weiß dass ich abends am Bettrand gesessen habe und auf meinen Füßen gestanden habe, außerdem habe ich mit meinem Mann und meinen Eltern gesprochen, aber was ich gesagt habe was ich weiß ich nicht *lach* Ich habe ein paar Schluck Wasser aus dem schicken Schnabelbecher getrunken und nach Schmerzmitteln verlangt und dachte Anfangs „Oh Schande, warum hast du das getan?“

Und dann war schon der 10.12. ich habe erstmal dann erstmal festgestellt wie ich aussah. Einen Zentralzugang am Hals für Schmerzmittel, Kochsalzlösung, Magenschutzmittel, Blutabnehmen etc. ich fühle mich damit nach wie vor nicht wirklich komfortabel. Am linken Handgelenk und am rechten Unterarm sind monströse Blutergüsse mit diversen Einstichstellen vielleicht hätten die mich mal Fragen sollen, ich weiß am Besten wo man bei mir nach Blut graben muss. Zwei Zusätzliche Zugänge hatte ich auf der rechten Hand, die auch übelst geschwollen war und am linken Unterarm, da diese aber nicht genutzt wurden, wurden sie dann auch irgendwann entfernt und nur das schicke Frankensteinding am Hals blieb. Alle 6 Stunden bekam ich Schmerzmittel eingetropft und bei Bedarf auch zusätzlich eingespritzt.

Die Physiotherapeuten haben einen kleinen Spaziergang mit mir auf dem Flur gemacht, ich hatte so ein schickes Rentercabrio für meinen ersten Ausflug. Die paar Meter waren echt anstrengend. Nachdem der Katheter gezogen war, habe ich angefangen Kräutertee zu trinken, 200 ml am Tag. Was ziemlich doof war, ist die Tatsache, dass ich jedesmal wenn ich das WC aufsuchen wollte eine Schwester oder einen Pfleger herbei klingeln musste um mich von den ganzen Kabeln zu befreien und zu begleiten, damit ich nicht stürze. Hier an dieser Stelle ein dickes Lob an das Intensivpersonal des Asklepios Westklinikums in Hamburg Rissen, ihr seid echt toll und unglaublich lieb und lustig. Die Morgenvisite war immer am lustigsten, mitten in der Nacht kamen auch immer Ärzte rein gekleckert und haben sich meinen Bauch beguckt, ziemlich blöde, weil die immer dann kamen, wenn ich endlich mal eine Schlafphase hatte.

Was mir sehr gut gefallen hat, waren die großen Flachbildschirme mit Videotext, sowas Tolles gibt es oben auf der normalen Station nicht. Außerdem haben mir die MiniMassagen mit Franzbranntwein gefallen, die haben den Rücken belebt, dem das viele Liegen nicht so richtig gut gefallen hat.

Am Samstag hat Schatzi mich so um die Mittagszeit besucht, ich war immer noch etwas dösig. Aber er hat mir zwei schöne Zeitschriften mitgebracht zum Zeitvertreib. Am Samstag Spätnachmittag wurde ich gefragt, ob ich gerne in ein anderes Zimmer umziehen würde, wo ich zunächst alleine bin. Na und ob ich das wollte. Ich lag zuerst mit einer älteren Dame zusammen, die eine verschleppte beidseitige Lungenentzündung hatte. Sie konnte selber Null machen, sie war nur mehr menschliches Hackfleisch…das ist das einzige was mir zu dem bedauernswerten Zustand einfällt. Ihr Mann kam jeden Morgen zu Besuch und hat sehr lieb mir ihr gesprochen, das fand ich süß. In meinem neuen Zimmer war ich bis Sonntagabend allein, dann habe ich eine Frau Anfang 40 herein bekommen, sie wurde notoperiert nach einem Suizidversuch. Wir haben uns recht gut verstanden und zusammen „Menschen 2010“ auf ZDF angesehen. Ich bin danach in den üblichen Etappenschlaf gefallen, gegen 3 musste ich mal für kleine Mädchen und hatte starke Schmerzen an der Drainage. Pfleger Till, hat mir nach dem Toilettengang ein Schmerzmittel gespritzt und noch gesagt, das ginge gleich in den Kopf. Oh Holla die Waldfee, ich habe davon geschlafen wie eine Eins und heute (also Montag) morgen hatte ich Probleme in die Kontakte zu kommen, fühlte mich wie nach einer durchzechten Nacht. Nachdem ich mich im Bad frisch gemacht hatte kamen die Lebensgeister zurück, der nette Arzt der heute die Visite machte hat witziger weise auch am Donnerstag Hochzeitstag. Um 9 Uhr stand dann das Schluck Röntgen an. Das wurde im stehen gemacht, was mir sehr entgegenkam, denn das aufstehen ist an der Drainagestelle doch noch immer Schmerzhaft. Ich gebe zu, das Kontrastmittel mit Anisgeschmack ist nicht superlecker, aber es gibt echt schlimmeres. Nach zwei Schlucken und mehreren Aufnahmen stand fest, dass ich dicht bin. Also durfte ich zurück auf den schicken Rollstuhl und wurde wieder auf die Intensivstation verbracht.

Gegen 13 Uhr dann endlich wurde ich auf Station 14 verlegt. Das Doppelzimmer in das ich kam war leer, da fragte ich spontan, ob ich den Fensterplatz haben dürfte, denn es schneite draußen und die triste graue Welt wurde plötzlich wie verzaubert. Witziger weise habe ich hier genau den gleichen Ausblick wie auf der Intensiv, nur ein oder zwei Zimmer weiter links und ein Stockwerk höher.

Ich darf ab heute soviel trinken (Tee und Wasser) wie ich mag und kann, morgen wird dann mit der Aufbaukost Woche 1 begonnen… Ich freu mich irgendwie darauf mal wieder einen anderen Geschmack zu bekommen…und nein, der Gedanke, den ich am Donnerstag hatte plagt mich schon längst nicht mehr.

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